Das Internet ist eine neue Hochtechnologie, die auf Kosten aller
Steuerzahler der Info-Elite Pornographie zugänglich
macht.
Scot W. Stevenson
Inhalt
0. Einführung
1. Grundsätzliches zur Internetethik
1. 1. Das Internet als Gegenstand von Ethik?
1. 2. Das katholische Lehramt zur Zuständigkeit des
Staates
2. Internetaktivitäten, deren Verbot generell sinnvoll
erscheint
2. 1. Veröffentlichung intimer Bilder gegen den Willen
der Beteiligten
2. 1. 1. Sex vor der Webcam
2. 1. 2. Foto der Ex-Freundin im Internet
2. 2. Einschüchterung durch Veröffentlichung
persönlicher Daten
2. 3. Sogenannte Tasteless-Seiten: Darstellung extremer Gewalt
2. 3. 1. Bilder der Opfer des Anschlags auf das World Trade
Center
2. 4. Pornographie
2. 5. Rechtextremistische und nationalsozialistische
Propaganda
3. Herwart Holland-Moritz: Eine Stimme aus Deutschland für
grenzenlose Meinungsfreiheit
4. Die technischen Gegebenheiten und ihre ethische
Problematik
4. 1. Die technische Grundlagen
4. 1. 1. Der Mythos der Dezentralität
4. 1. 2. Existierende Zensurversuche
4. 2. Technische Möglichkeiten der Manipulation des
Internets
4. 2. 1. Manipulieren von Internetadressen
4. 2. 1. 1. Erschaffung neuer Domains
4. 2. 1. 2. Umleiten von Netzadressen
4. 2. 1. 3. Einfügen eigener Inhalte in fremde
Webseiten
4. 2. 1. 4. Austausch einzelner Wörter
4. 2. 2. Manipulationen bleiben unbemerkt
4. 2. 3. Manipulation ist möglich
4. 3. Technische Möglichkeiten, Filter zu
umgehen
4. 3. 1. Peer-to-Peer (P2P)-Netze
4. 3. 1. 1. Gnutella als dezentrales
Peer-to-Peer-Netzwerk
4. 3. 2. Filterumgehung per P2P-Netzwerk
4. 3. 2. 1. Das Programm Triangle
Boy
4. 3. 2. 2. Das Programm
Peekabooty
4. 3. 3. Sperrungen können umgangen werden
4. 4. Ratingsysteme und kommerzielle Filterprogramme als
Reaktion auf die Diskussion um staatliche Zensur in den USA
4. 4. 1. Die amerikanische Diskussion um staatliche
Internetzensur
4. 4. 1. 1. Eugene Volokh: Zwangskennzeichnung und
freiwilliger Filtereinsatz
4. 4. 1. 2. Abelson und Godwin: Freiwillige Filterung
ohne jeden staatlichen Zwang
4. 4. 2. Filterprogramme
4. 4. 2. 1. Funktionsweise von Filterprogramme
4. 4. 2. 2. Möglichkeit des Umgehen der Filter
auf dem Nutzerrechner
4. 4. 2. 3. Grundsätzliche Probleme von
Filtersoftware
4. 4. 2. 3. 1. Positivlisten sind praktisch
unrauchbar
4. 4. 2. 3. 2. Filtern nach Schlüsselworten
4. 4. 2. 3. 2. 1. Problem: Ausfiltern
harmloser Seiten
4. 4. 2. 3. 2. 2. Problem: Auswahl der
Filterkriterien
4. 4. 2. 3. 2. 3. Mißbrauch der Filter durch
den Hersteller
4. 4. 2. 3. 2. 3. Logisch notwendiges Blocken an
sich harmloser Seiten
4. 4. 2. 3. 2. 4. Versteckte, nicht aufhebbare
Sperranweisungen
4. 4. 2. 3. 3. Filter funktionieren nicht wie
erforderlich
4. 4. 3. Der Bewertungsstandard für Webseiten
PICS
4. 4. 4. Das PICS-System ICRA
4. 4. 4. 1. Das Kategoriensystem von ICRA
4. 4. 4. 2. Grundsätzliche Probleme von PICS im
allgemeinen und ICRA im besonderen
4. 4. 4. 2. 1. Änderung der Struktur des
Internets
5. Rechtliche Situation in Deutschland
5. 1. Das Zensurverbot des Grundgesetzes
5. 2. Rechtliche Probleme bei der Beurteilung des
Internets
5. 3. Umgang mit strafbaren Inhalten im Internet
5. 3. 1. Das Internet ist nicht anonym
5. 3. 2. Webseiten im Ausland
5. 3. 3. Ausländische Webseiten im Inland
strafbar
5. 3. 3. 1. Entscheidung des Bundesgerichtshof
5. 3. 3. 2. Harte Kritik an der deutschen Praxis
5. 3. 4. Das Netz reagiert auf
Zensurversuche
5. 3. 5. Lahmlegen ausländischer Seiten?
5. 3. 6. Freiwillige Löschung durch die
Provider
6. Ethische Bewertung
6. 1. Technische Lösungsansätze
6. 1. 1. Labeling und Filterung gefährden die
Informationsfreiheit
6. 1. 2. Sperrung einzelner Seiten als
Lösung?
6. 1. 2. 1. Die Sperrung kann umgangen werden
6. 1. 2. 2. Nachteile beim Umgehen von
Seitensperrungen
6. 1. 2. 3. Seitensperrungen könnten begrenzt
wirken
6. 2. Alternative Ansätze
6. 2. 1. Weltethos für das Internet
6. 2. 2. Globale Rechtsvorschriften vor dem Hintergrund
des Weltethos
6. 2. 2. 1. Ein Lösungsvorschlag auf Basis der
Anerkennung unterschiedlicher Binnenmoralen
6. 2. 2. 2. Unterschiedliche Binnenmoralen als konstruktive
Provokation
6. 2. 3. Jugendschutz
6. 2. 3. 1. Jugendschutz funktioniert nicht
bewahrpädagogisch
6. 2. 3. 1. Lösung: Erziehung zur
Medienkompetenz
7. Resümee
7. 1. Schlußfolgerungen
7. 2. Aus kirchlicher Perspektive
8. Literatur
0. Einführung
Das Internet stellt unbestreitbar ein wichtiges neues Medium dar, das aller
Voraussicht nach in den kommenden Jahren noch stark an Bedeutung gewinnen
wird. Doch wie in den bisher bekannten Medien gibt es auch im Internet Inhalte,
die aus verschiedenen Perspektiven bedenklich sind. Soweit in der Gesellschaft
zumindest mehrheitlich Einigkeit über die Bedenklichkeit besteht, versucht
der Staat die Veröffentlichung auf seinem Territorium zu verhindern.
So können in Deutschland z. B. rechtsextreme Musik, extrem
gewalttätige Filme oder Pornographie indiziert oder sogar gänzlich
verboten werden. Die These dieser Arbeit ist es nun, daß wegen der
Internationalität und der (zumindest teilweisen) Dezentralität
des Mediums ein solches Vorgehen bei problematischen Inhalten im Internet
(zumindest mit rechtstaatlichen Mitteln) nicht mehr möglich ist.
Zunächst wird die Frage behandelt, ob das Internet Objekt von Ethik
sein kann und darauf aufbauend, welche Folgen sich daraus aus katholischer
Perspektive ergeben, wenn man die Forderungen des Lehramtes für die
bekannten Medien auf das Internet bezieht.
Dann wird die technische Struktur des Netzes untersucht und aufgezeigt, daß
eine Zensur und Manipulation entgegen der verbreiteten Mythen über seine
Dezentralität zwar möglich ist, diese aber auch nicht umfassend
wirken kann und mit einer freien Gesellschaft nicht zu vereinbaren ist.
Dabei hängen die technischen Gegebenheiten des Internets hängen
mit ihren jeweiligen ethischen Folgen zusammen, so daß jede technische
Änderung sofort auch ethische Folgen hat. Daher sind die einzelnen
technischen Sachverhalte direkt mit ihren Folgen zusammen behandelt, anstatt
sie systematisch nacheinander zu behandeln.
Im rechtlichen Teil wird daraufhingewiesen, daß im Gegensatz zu den
meist auf Vorstellungen von der amerikanischen Verfassung basierenden Ideen
das Grundgesetz eine nachträgliche Zensur durchaus
zuläßt, eine Diskussion sich also nicht von selbst erledigt. Weiterhin
werden die Probleme aufgezeigt, die die aktuelle Rechtsprechnung mit der
Beurteilung des Internets aufgrund seiner Internationalität hat.
Im sozialethischen Teil wird versucht, zunächst eine Bewertung einzelner
technischer Vorschläge aus sozialethischer Sicht zu geben, um dann mit
dem Vorschlag des katholischen Sozialethikers Thomas Hausmanninger eine ethische
Lösung zu skizzieren, die die Internationalität das Internets
berücksichtigt.
Zum Schluß werden die einzelnen Ergebnisse zusammengefaßt und
ein kurzer Ausblick auf die Bedeutung der Ergebnisse für das handeln
der Kirche gegeben.